Test

 

Gespenst Bilder - Kostenloser Download auf Freepik20. Der Unheimliche Wald

Steffens Mutter Klara war gestorben. Sie lebte in einem kleinen Dorf in der Uckermark. Er hatte sie nur selten besucht und fand ihren Tod nicht besonders schmerzlich. Traurig war er schon, es war schließlich seine Mutter, aber irgendwie haben sie sich nie richtig verstanden.
Zu oft gab es wegen Belanglosigkeiten Streit, es passte ihr nicht, wie er lebte.
Doch nun war sie gestorben und 
eigentlich hatte er noch viele Fragen, aber

die hätte ihm seine Mutter sowieso niemals beantwortet.
Und nun wurde er vom neuen Pfarrer des Ortes zu einem Gespräch eingeladen. Er wollte Eine angemessene Grabrede halten und deshalb über die Kinder genaueres zur Person erfahren. Steffen konnte dazu wenig sagen, da er schon vor Jahren fortgezogen war. Er erinnerte sich nur daran, dass seine Mutter eine streng christliche Frau geworden war.
Nachdem sein Vater gestorben war, wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer. Ständig betete 
sie irgendwelche Ikonen an und ordnete ihr Leben nach festen religiösen Normen.
Das schlug sich auch in einer strengen Erziehung nieder, wobei sie gegenüber Steffen besonders energisch
war. Warum nur, fragte er sich und bekam aber nie eine Antwort?  
Wie eine Glucke ihre Küken, überwachte
sie ihn und fühlte sich eingegrenzt. Sie nörgelt an seinen Freunden herum; er sollte stets pünktlich zuhause
sein; durfte nicht allein in den See baden gehen und eigentlich sollte er das Haus nicht verlassen. Eine überängstliche Sorge 
kam hinzu. War er mal erkältet musste er diesen scheußlichen Tee von ihr trinken, wurde mit so’nem stinkenden Zeug eingerieben und ins Bett gesteckt. Wenn Steffen dann auch noch zu stark hustete, wollte sie den Notarzt rufen, aber sein Vater stoppte sie. Erst als Jugendlicher konnte er sich gegen
ihre übertriebene Fürsorge etwas wehren. 

Doch völlig hysterisch reagierte sie, wenn er in den Wald Blaubeeren suchen wollte. Sie verbot es ihm ausdrücklich, in den Wald zu gehen. Als Kind erzählte sie ihm deswegen nur Märchen und Horrorgeschichten
im Zusammenhang mit dem schrecklichen Wald. 
Wenn er doch mal mit Freunden in den Wald ging und es
seine Mutter heraus bekam, wurde er dafür mit Stubenarrest der Fernsehverbot bestraft.
Er fühlte sich zu Hause, wie in einem 
Gefängnis, mit gelegentlichem Ausgang.
Und so fügten sich die Mosaiksteinchen aneinander 
bis der Rahmen voll war und sich das Bild einer neuen Zukunft ergab. Er befreite sich von der einengenden Mutterliebe und wagte weit entfernt von ihr sein eigenes Leben. Natürlich brach für seine Mutter damit eine Welt zusammen, denn sie hatte ihn nicht mehr unter Kontrolle. Wenn er sie besuchen kam, brachen deswegen immer wieder Streitigkeiten aus. Sie wollte sein eigenes Leben nicht akzeptieren. Vor einem Jahr sah er sie letztmals. Sollte er das dem Pfarrer erzählen?
Seine ältere Schwester Gertrud hatte seine Mutter noch als eine lebenslustige Frau kennen gelernt, die
damals der Kirche sogar ablehnend gegenüber stand. Mit der Schwangerschaft 
und der Geburt von Steffen änderte sich das radikal. Sie war zwar damals erst 7 Jahre alt, aber sie hatte den Eindruck, dass die harmonische Beziehung der Eltern zerbrach. Jeder ging seinen eigenen Weg und entfernten sich voneinander. Über die Kirche engagierte sich die Mutter sehr vielseitig und man bezeichnete sie sogar schon als Gemeindeschwester.
Ihr Vater wurde leidenschaftlicher Angler, traf sich mit Freunden in der Dorfkneipe oder betreute die Fußballmannschaft des Ortes. Aber vor einigen Jahren verunglückte er tödlich. 
„Eure Tante Lisbeth meinte, es wäre damals kein Unfall gewesen?“, fragte der Pfarrer. 
„Naja!“, druckste Schwester Gertrud ein wenig. „Es hieß, er absichtlich gegen den Baum gefahren.
Irgendjemand hatte ihm erzählt, dass Steffen nicht sein Sohn ist.“ 
„Da ist eine gemeine Lüge!“, echauffierte
ich sofort Steffen. Er kannte dieses Gerücht und wehrte sich gegen die Behauptung, dass seine Mutter fremdgegangen sei.

Es hieß, da sie ihren Fehltritt bereute, wurde sie so fromm. Sein Vater hatte wohl etwas geahnt, aber wollte
es nicht wahrhaben. Er hatte keinen Vaterschaftstest machen lassen und hoffte, die Zeit würde den entstanden Graben wieder zuschütten. Tat es aber nicht! 
Die Distanz zwischen den Eltern nahm zu. Wahrscheinlich haben sie sich nie ausgesprochen gehabt. Somit nagt das Ungewisse an der Seele seines Vaters und machte ihn depressiv. Irgendwer konnte ihn nach Jahren so tief verletzen, dass er sich das Leben nahm. 
Oder war da noch etwas anderes?
Es hieß auch er sei sehr krank gewesen. Steffen wollte aber seinen Vater so in Erinnerung behalten, wie er
ihn als 12-jähriger noch kannte und ignorierte alles andere vehement. 
Um die plötzlich angespannte Stimmung nicht eskalieren zu lassen, versuchte der Pfarrer das Thema zu wechseln und wollte etwas von den Gemeindeaktivitäten der Mutter erfahren. Steffen war aber innerlich dermaßen aufgewühlt, dass sie das Gespräch abbrachen.
Es war inzwischen schon dunkel geworden und eigentlich waren Gertrud und Steffen bei Tante Lisbeth zum Abendbrot eingeladen. Steffen sollte auch dort übernachten, da der Weg zurück in die Großstadt weit war.
Zwei bis drei Stunden hätte er gebraucht, je nach 
dem Straßenverkehr (Stau, Baustellen). Aber gewiss würde die Tante über die angebliche Untreue seiner Mutter und dem Suizid seines Vaters reden wollen. Aber Steffen wollte darüber nichts hören, da er sich sein eigenes Bild über seine Eltern geschaffen hatte und alles andere
für ihn Lügen waren. 
Er schlug daher das Angebot aus und ließ sich auch nicht von seiner Schwester umstimmen. Steffen setzte sich in sein Auto und fuhr mit seinem 
Toyota heimwärts.
Er hoffte, dass er spätestens um 22 Uhr zuhause sein würde.

Seine Gedanken fanden jedoch keine Ruhe und besonders eine Frage nagte an seine Seele. Wer war oder
ist sein Vater? Mit jenen zehrenden Gedanken kam er nicht sehr weit. 
Er konnte sich nicht auf das Fahren konzentrieren. Nach wenige Kilometer von seinem Heimatdorf entfernt blieb er mitten im Wald stehen und bog sicherheitshalber in einen Waldweg ab. Er wollte nicht im Dunkeln geistesabwesend Opfer eines Unfalls werden.
Er stieg aus seinem Wagen und wollte erst einmal tief durchatmen und Platz für klare Gedanken machen.
Um sich zu sammeln, entfernte sich Steffen ein paar Schritte vom Fahrzeug und genoss die wohltuende Waldluft und die besänftigenden Tiergeräusche. 
Doch plötzlich näherte sich ihm eine gebündelte Nebelwand, die scheinbar wie ein Elefant auf ihn zu trabte. Steffen glaubte ein Gesicht zu erkennen, ein Mischung aus Katze und Hund, dass sein Maul aufriss mit riesigen spitzen Zähnen. Irritiert zwischen Schein und Sein, rannte er sicherheitshalber zu seinem Auto. Doch das Wolkengespenst folgte ihm und er glaubte, ein furchtbares Brüllen zu hören. Sein Herz wummerte laut vor Angst und sein Kopf glühte. Panisch flüchtete er vor der Wolke und schaffte es in sein Auto, bevor ihn der Nebel einholen konnte. Doch auf einmal verwandelte sich der Dunst in eine Feen-Gestalt und forderte ihn auf, mit ihr zu gehen. Schweißgebadet vor Angst fiel er kurzzeitig in eine
tiefe Ohnmacht. Als er wieder aufwachte, überlegte er sehr lange, was soeben geschah und schaute sich suchend um. War es eine Fiktion, ein Traum oder Wirklichkeit? Aber ringsum sah alles unverdächtig aus.
Kein Nebel, nur dichter Wald.  

Mit seinem Toyota wendete er im Wald, fuhr schnell auf die Straße und dann nach Hause. Doch in Gedanken zermarterte er sich sein Gehirn und glaubte auf der zweistündigen Fahrt verrückt zu werden.
In seiner Wohnung in Berlin angekommen erwartete ihn seine Frau, 
die ihm Vorhaltungen machte, weil es
schon kurz nach Mitternacht war. Steffen fühlte sich von ihr genervt und schrie „Lass mich in Ruhe!“.
Unbewusst machte er eine wischende Handbewegung, die einer Beschwörung ähnelte. Darauf fiel seine
rau plötzlich ohnmächtig zu Boden. Regungslos stand Steffen da und konnte nicht fassen, was da passiert war. Doch dann schüttelte er ängstlich und besorgt seine Frau, bis sie wieder zu Bewusstsein kam.

Nachdem sie ein Glas Wasser getrunken hatte, kehrten ihre Lebensgeister wieder zurück. Seine Frau erklärte ihm anschließend, dass sie an einer Kreislauferkrankung leide. Wenn sie sich zu sehr aufregen würde, löste
das spontane Ohnmachtsanfälle aus. 
Doch dank einer gezielten Therapie, hatte sie solche Anfälle schon seit
Jahren nicht mehr.

Es war aber schon ein merkwürdiger Zufall und ein ebenso sonderbares Gefühl spürte er. Zwei Tage später
fuhr er allein zur Beerdigung, da seine Frau einerseits nicht frei bekam 
und andererseits war das Verhältnis
von seiner Verwandtschaft zu seiner Frau sowieso 
etwas schwierig. Zu oft legte sich seine Frau mit den verstaubten Dorfansichten an. Steffen nutzte den ihm zustehenden Sonderurlaub und fuhr für zwei Tage zur Beerdigung.
Seine Schwester Gertrud hatte ihm angeboten, bei ihr zu übernachten. Nach der Beisetzung gab es die Trauerfeier in einer Gaststätte und ein Gespräch mit Tante Lisbeth ließ sich nicht vermeiden. Inzwischen war Steffen bereit, mehr über seine Eltern zu erfahren und besonders interessierte ihn sein biologischer Vater.
Aber erst nachdem alle Gäste gegangen 
waren und er allein mit der Tante am Tisch saß, war ein störungsfreies Gespräch möglich.
„Weißt du! Das war damals eine ganz sonderbare Sache“, begann die Tante.
„Deine Mutter ging zum Blaubeeren suchen in den Wald. Als sie wiederkam, war sie vollkommen verstört.
ie redete nur noch wirres Zeug, was alles keinen Sinn ergab. 
Nachdem sie sich beruhigt hatte, begann sie plötzlich die Bibel zu lesen. Ja und dann stellte die Ärztin ihre Schwangerschaft fest. Aber dein Vater befand
sich zum fraglichen 
Zeitpunkt auf einer Dienstreise. Und da sich deine Mutter so eigenartig Verhalten hatte, 
gab es Zweifel, ob du der Sohn deines Vaters warst.“
„Du meinst, Sie wurde im Wald vergewaltigt?“, vermutete Steffen.
„Das Problem ist, sie war nicht allein im Wald, sondern in Begleitung ihrer Freundinnen. Obwohl sie sich bei
der Blaubeersuche für längere Zeit aus den Augen verloren, wäre ihnen ein Mann im Wald aufgefallen oder hätten einen Hilfeschrei hören können. Sie glaubten 
aber plötzlich einen grellen Lichtblitz gesehen zu haben
und in jener Richtung stand deine Mutter mit kreidebleichen Gesicht, aufrecht starr, wie ein Denkmal.
Deine Mutter schwieg, war total abwesend und wie ein Roboter machte sie sich auf den Heimweg.“

„Entschuldige! Jetzt geht wohl die Fantasie mit dir durch!“, spottete Steffen, obwohl er innerlich beunruhigt war, aber er wollte eine Geistergeschichte nicht akzeptieren.
„Ich weiß, es klingt sehr mysteriös“, räumte die Tante ein. „Wirklich merkwürdig war aber, dass deine Mutter
über besondere Fähigkeiten verfügte. Vor allem Hautkrankheiten konnte 
sie mit Worten heilen. Und du, Steffen, solltest ihr Wissen weiterführen.“
„So ein Unsinn! Ich hätte mich nie auf so einen Hokuspokus eingelassen“, sagte Steffen.
„Nachdem sich dein Vater das Leben nahm, war deine Mutter sehr verzweifelt. Als ich sie getröstete, hat sie
mir verraten, dass du ihre Fähigkeiten besitzt, aber sie hatte große Angst 
dich an den Waldgeist zu verlieren. Deswegen geriet deine Mutter in Panik, wenn du in den Wald gehen wolltest. Er würde dort auf dich lauern,
um dich mitzunehmen.“

„Wie mitnehmen?“, hakte Steffen verwundertes nach und ihm fröstelte es unheimlich.
„Ich weiß es nicht“, zuckte die Tante mit den Schultern. „Deine Mutter stoppte sofort, als ihr bewusst wurde,
dass sie mir etwas sagte, was sie niemandem sagen sollte. Sie flehte mich 
an zu Schweigen und fürchtete
einen Fluch. Bis heute hielt ich mich auch daran!“

„Bin ich der Sohn eines Dämons?“, schlussfolgerte Steffen bekümmert.
„Das glaube ich nicht!“, betonte die Tante. „Doch irgendetwas schreckliches muss damals geschehen sein.
Aber ich denke, dass dein Vater auch dein Erzeuger war. Du weißt ja, im 
Dorf wird viel geredet und eine mysteriöse Geschichte ist interessanter als die Wahrheit.“
„Und wer ist der angebliche Waldgeist?“, wollte Steffen wissen.
„Naja, vermutlich hat sich deine Mutter doch dort mit jemanden getroffen“, vermutet die Tante. „Er hatte ihr
zuvor vielleicht die große Liebe versprochen, aber stattdessen hat er ihr 
mit drastischen Worten den Laufpass gegeben. Aber wer weiß, was damals geschehen ist, aber merkwürdig war die ganze Sache schon.“
Nach dem Gespräch mit der Tante wusste Steffen nicht, was er denken sollte, zahlreiche Szenarien wirbelten
in seinem Kopf umher. Alle spielten sich im Wald ab. Mal war es 
ein Geist oder ein Pastor oder gar Satan, der mit seiner Mutter verkehrte. Vielleicht war es auch jene Stimme im Wald, die seinen Vater in den Tod trieb.
Noch tagelang beherrschten Steffen jene Gedanken und bekam sie einfach nicht aus seinem Kopf.

„Alles Blödsinn! Es gibt keine Geister und sein Vater ist sein Vater und seine Mutter, war nur ein Opfer einer Psychose!“, redete sich Steffen immer wieder ein. Er brauchte Tage um wieder ins normale Leben zurückzufinden, doch die Gedanken waren niemals fort und eine innere Stimme drängte ihn mit dem Geist
des Waldes zu reden.

Eines Tages ging er auf dem Gehweg einer Einkaufsstraße entlang. Vor ihm lief eine junge Frau mit ihrem
Kind. Plötzlich drängte ihn einen innere Stimme, die Frau zu stoppen, bevor sie die Ecke nach dem Kaufhaus erreichen und etwas Schreckliches passieren würde. Steffen kämpfte mit sich, um den Drang zu ignorieren. Doch als die Mutter die Ecke an der Kreuzung erreichte packte er sie an den Arm. Empört blickte sie ihn an
und im selben Augenblick raste aus der Seitenstraße ein Motorrad über den Gehweg an der Kreuzung.
Er war durch das Hochhaus nicht zu sehen und hätte sie wohl umgefahren. Mit stechenden Augen warf Steffen dem Motorradfahren einen wütenden Fluch hinterher und streckte, ohne es zu wollen, seine Hand drohend
aus. Kurz darauf knallte der Motorradfahrer gegen ein Verkehrsschild und mit lauter Sirene näherte sich ein Polizeiauto aus der Seitenstraße. Offensichtlich war der Biker auf der Flucht vor ihnen. Da die Straßenkreuzung überfüllt war, hoffte er, waghalsig über 
den Gehweg seinen Verfolgern zu entkommen.
Er nahm jedes Risiko in Kauf und es war ihm egal, ob jemand dabei zu Schaden kam. Am Ende zahlte es der Raser mit seinem eigenen Leben und verursachte auch noch einige Auffahrunfälle.

Die junge Frau war Steffen nun sehr dankbar, denn er hatte ihr und ihrer Tochter vielleicht das Leben gerettet. Ein Menschentraube bildete sich und überschüttete ihn mit Fragen. Steffen suchte das Weite, zumal er weder Held sein, noch ihre Fragen beantworten wollte.
Wichtig allein war für ihn die Frage, ob er vielleicht doch über seine Mutter besondere Fähigkeiten besaß?
Er erinnerte sich an einige Merkwürdigkeiten in seinem Leben. Darunter waren Vorahnungen, die sich als
wahr herausstellten oder er Dinge wusste, die er eigentlich nicht wissen konnte. Beispielsweise hatte er
seinen Onkel besucht und wusste, dass vor einer halben Stunde sein Hund gestorben ist. Alle waren damals verblüfft. 
Sein Verstand sagte ihm, dass kein Mensch über tatsächliche magische Kräfte verfügt, es gibt keine Hexen, Zauberer oder Teufel. Allerdings so viele Zufälle, zweifelte Steffen? 
Er versuchte eine logische Erklärung für alles zu finden, aber irgendwie gelang es ihm nicht. Je mehr er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, desto kräftiger rief eine Stimme in ihm. „Komm mich besuchen und Antworten wirst du finden und du erkennst dann, wer du bist. Komm nach Hause und lass mich dir eine Welt zeigen, in der dir alles möglich ist.“
Steffen wollte dieser Stimme nicht nachgehen, doch langsam glaubte er verrückt zu werden, je mehr er sich dagegen sträubte. Schließlich fasste er den Entschluss, in den Wald zu fahren.
Unter dem Vorwand seine Schwester wegen einer Erbangelegenheit zu besuchen, fuhr er mit seinem Toyota
in Richtung seines Heimatdorfes. Aber er bog dabei in den Waldweg ein, wo ihm der merkwürdige Nebel erschien. Steffen wollte endlich Klarheit haben und wartete 
im Wald bis es dunkel wurde. Zwischendurch war
ein wenig eingedöst.

Plötzlich rief eine sanfte weibliche Stimme seinen Namen und als Steffen die Augen öffnete, näherte sich eine
Nebelgestalt. Undeutlich waren die Konturen, doch glaubte er das Gesicht 
einer katzenartigen Schönheit zu erkennen. Das musste eine Fee sein, dachte sich Steffen.
„Folge mir!“, sprach sie zu ihm und er ließ sich tief in den Wald führen. Auf einer Lichtung baute sich ein
weißes Schloss auf. Eine Dienerschaft empfing ihn, die Konturen von Waldtieren hatten und zwei Wolfsmenschen geleiteten ihn bewaffnet in einem Saal. Dort saß auf einem Thron ein alter, aber kräftiger
Mann im königlichen Gewand.

„Sei willkommen! Ich bin Leytjär, ein Sohn von Freyr“ empfing mich jene Gestalt.
„Endlich ist mein Sohn heimgekehrt und wird mit mir gemeinsam herrschen!“
„Wie herrschen?“, fragte Steffen verwundert und ängstlich zugleich.
„Hat dir deine Mutter nichts gesagt?!“, wunderte sich Leytjär.
„Du bist ein Halbgott und ich werde dich lehren ein Gott zu werden, damit du deine Fähigkeiten steuern kannst.“
„Was heißt das?“, stotterte Steffen und hatte ein ungutes Gefühl.
„Du wirst dein irdisches Leben aufgeben und mit mir über die Wälder herrschen.
Du wirst mir dabei helfen, dass der Mensch nicht weiter die Natur zerstört.“
„Nein, das möchte ich nicht!“, versuchte Steffen sich zu wehren. Leytjär erklärte ihm daraufhin, welche Macht und Reichtum er besitzen würde. Aber Steffen wehrte sich energisch, dass er das nicht möchte und es entbrannte ein Streit zwischen ihnen. 
„Weshalb bist du dann gekommen!“, schrie ihn schließlich Leytjär wütend an.
„Ich wollte nur wissen, wer mein Vater ist und was damals geschehen war?“
„Ach deine Mutter“, begann er ärgerlich. „Dieses dumme Ding hat mir nichts geglaubt und als ich ihr meine wahre Gestalt zeigte, erstarrte sie zu einer Salzsäule. Undankbar war sie! Sie hatte durch mich besondere Fähigkeiten erhalten, hatte mich aber nie besucht und auch dich nicht zu mir gelassen. Stattdessen hat sie diesen Christengott angebetet, der sie beschützen sollte. Aber hier im Wald hätte es ihr nichts genützt, da ist
er machtlos.“

„Und wer bist du? Eine germanische Gottheit oder so?“, wollte Steffen irritiert wissen.
„In Gewisser Weise - ja. Aber nun komm zu mir, ich werde dir dann alles erklären.“
Die Fee hinter ihm sagte: „Schau dort, die blaue Linie, wenn du sie Übertritts, bist du ein Teil unserer Welt.
Du wirst Elfen und Feen sehen und über die Wälder herrschen. 
Du kannst mit Tieren und Bäumen sprechen
und sogar mit dem Wind reden.“
Gibt es Geister und woher kommen sie? - Der Blog der Horrorklinik„Aber das will ich nicht!“, schrie Steffen entschlossen. Daraufhin näherte sich Leytjär und er schlug Steffen mit
seinem Zepter. Überraschend verspürte Steffen aber keinen Schmerz,
wurde aber ohnmächtig.
Als er wieder zu sich kam, lag er unverletzt vor seinem Auto. 
Nur seine Kleidung war schmutzig vom Waldboden. Benommen verharrte er und sammelt seine Gedanken. Hatte er
sich das alles nur eingebildet oder gab es den Waldgeist wirklich? 
Schließlich stand Steffen auf, klopfte sich
den Schmutz ab und stieg in seinen Wagen. 
Er schüttelte seinen Kopf, um seine Gedanken zu ordnen.
Am Ende war er sich sicher, alles nur geträumt zu haben. Er schnaufte amüsiert vor sich hin, da er beinahe
auf einen Alptraum hereingefallen wäre. Allerdings war diese Illusion doch ziemlich realistisch. Er schaute nochmal in alle Richtungen, aber es war nichts Ungewöhnliches im Wald zu sehen, zumal 
die Nacht fast
vorbei war. Steffen erinnerte sich an eine Dokumentation im Fernsehen, die sich kürzlich mit solchen Phänomenen befasste. Vielleicht hatte sich das in seine Gedanken eingebrannt und dann diese Vision verursacht. Aber sind solche Einbildungen so logisch?

Zumindest offerierte ihm sein Traum, woher er kam und was damals geschehen war. Ihm wurde auch klar,
dass er keine übernatürlichen Kräfte besaß. Der TV-Bericht räumte ein, 
dass es unerklärliche Dinge gibt, die aber nichts mit magischen Kräften zu tun haben. Sie meinten, es sind eher Fähigkeiten elektromagische Strömungen bündeln zu können, die spezifische Kräfte oder Fähigkeiten freisetzen könnten. Steffen hatte
ohl diese Gabe 
und er konnte deshalb bestimmte Dinge erahnen. Wie dem auch sei. Für Steffen hatte der Hokuspokus endlich ein Ende und er würde wieder ins normale Leben zurückkehren.
Er war mit seinem Toyota nur wenige Kilometer gefahren, als eine innere weibliche Stimme zu ihm sprach.
„Auf Wiedersehen - Steffen! Kehre zurück, wenn du dazu bereit 
bist und nimm deinen Platz ein.
Bis dahin hat dir Leytjär deine Fähigkeiten genommen.“ 
Steffen bremste sofort. Sein Herz pochte panisch und verzweifelt schlug er mit seinen Händen auf seinen Kopf ein, um klar denken zu können. Es ist alles nur ein böser Traum, der sich in seinen Geist eingenistet hat und er musste diese Einbildung erst einmal aus seinen Kopf bekommen.